Financial Education „Bildung ist eine Investition mit einer satten, persönlichen Wertsteigerung“

Deutsche Student:innen stecken in finanziellen Nöten. Immer mehr junge Menschen können sich ein Studium nicht mehr – oder nur unter erheblichen Einschränkungen – leisten. In dieser Situation über Finanzplanung oder gar Vermögensaufbau nachdenken? Geht gar nicht! Oder etwa doch? Wir haben mit Kolja Borisch von der Horbach Wirtschaftsberatungs GmbH gesprochen. Das Partnerunternehmen der Deutschen Bildung hat sich auf die Vermögensberatung von Akademiker:innen spezialisiert.

Teure Mieten, steigende Energiepreise – viele Student:innen leben von der Hand in den Mund. Im Studium sparen – funktioniert das überhaupt?

Natürlich macht es die momentane Situation herausfordernder, auch während des Studiums Geld zu sparen. Nichtsdestotrotz ist es auch im Studium möglich, mit kleinen Summen ab 25 Euro monatlich das erste Vermögen aufzubauen – das ist ca. 1 Euro pro Tag. Das Wichtigste ist dabei, Geld für sich statt gegen sich arbeiten zu lassen – gerade in einem Umfeld steigender Kosten und hoher Inflation. Die erzielten Wertsteigerungen können dann auch wieder dazu beitragen, Ausgaben in einem kleinen Teil zu decken und sich somit Stück für Stück ein passives Einkommen aufzubauen. Sparen sollte also nicht als Ausgabe gesehen werden; sondern als der Weg einen Vermögenswert aufzubauen, der auf der anderen Seite dazu beiträgt, die teuren Mieten und die steigenden Energiepreise zumindest teilweise zu refinanzieren.

Was kann man generell bereits während des Studiums für den Vermögensaufbau tun? Welche Fehler sollte man vermeiden?

Der erste, sehr wichtige Schritt für den Vermögensaufbau ist die Absicherung des größten Vermögens, das ein Student hat – seine eigene Arbeitskraft. Aufbauend darauf lohnt es sich, in weltweit breit aufgestellte Fonds am Kapitalmarkt zu investieren und entsprechend der Lebensplanung seine Investition zu „streuen“. Das bedeutet, nicht alles auf ein Pferd setzen, sondern so weit wie die individuelle Situation es möglich macht, in verschiedenen Horizonten seinen Vermögensaufbau voranzutreiben (zum Beispiel mittelfristig 5 bis 10 Jahre und langfristig ab 15 Jahren). Ich persönlich habe damals im Studium mit ca. 100 Euro mtl. alle drei Themen angestoßen und folge dem Motto: „Das eine tun; das andere nicht lassen.“ Aus meiner Sicht ist der größte Fehler zu denken, dass eine Lösung nur Vorteile hat und keine Nachteile.

Was raten Sie jungen Menschen, die von einem Studium träumen, aber keine Rücklagen haben? Oder denen, die darüber nachdenken, aus finanziellen Nöten ihr Studium abzubrechen?

Bildung ist eine Investition mit einer satten, persönlichen Wertsteigerung. Der Grund, warum die meisten jungen Menschen ein Studium absolvieren, ist die Steigerung des eigenen Marktwerts und die Erhöhung der eigenen Arbeitskraft. In Deutschland gibt es vielfältige Möglichkeiten zur Finanzierung, die teils staatlich oder privat gefördert werden. Dies ist eine Chance, die jeder, der studieren möchte, ergreifen sollte. Darüber hinaus gibt es mittlerweile fast einen eigenen Arbeitsmarkt für Studenten – mit unterschiedlichsten Möglichkeiten, über einen Nebenjob auch Einnahmen zu generieren. Ich rate jedem, diese Privilegien entsprechend zu nutzen, die eigene Komfortzone bewusst zu verlassen und ein Studium zu realisieren. Mittel- und langfristig wird es sich auszahlen.

Worauf sollten junge Menschen bereits bei der Studienwahl und später beim Berufseinstieg hinsichtlich der längerfristigen Finanzplanung achten?

Finanzplanung ist immer auch Lebensplanung. Es macht also Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, welche Ziele und Wünsche ich kurz-/mittel-/langfristig erreichen möchte. Im besten Fall gilt es, diese mit Bildern zu visualisieren (Wie sieht mein Leben aus, wenn ich jenes Ziel erreiche?) und mit Motiven, meinem persönlichen „Warum“, zu stärken.

Meiner Meinung nach sollte bei der Studienwahl allerdings das Interesse am Studienfach im Vordergrund stehen, nicht die langfristige Finanzplanung. Wenn ich etwas verfolge, wofür ich brenne, werde ich dies auch in meiner finanziellen Situation entsprechend positiv gespiegelt bekommen.

Viele junge Menschen kennen sich mit dem Thema Geld nicht richtig aus, an den Schulen spielt Financial Education eine untergeordnete Rolle. Was kann jeder für sich tun, um mehr Kompetenz in finanziellen Dingen zu bekommen?

Genau das war und ist meine Motivation in dieser Tätigkeit. Im ersten Schritt Eigenverantwortung zu übernehmen, dem Thema Priorität zuordnen und sich mit den Grundlagen der Funktionsweise von Geld zu beschäftigen. Mehr Kompetenz kann ich mir zum einen über Seminare und Workshops von Experten holen; aber auch über Literatur (zum Beispiel „rich dad – poor dad“ von Robert T. Kiyosaki), Social Media (etwa über das Folgen von Finanzkanälen) und Presse (zum Beispiel Handelsblatt).

 

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