Psychologie Hilfe, ich bin ein Hochstapler!
Die Präsentation lief super, bei der Klausur hast du eine tolle Punktzahl abgesahnt – und trotzdem hast du das Gefühl, den Erfolg nicht verdient zu haben? Dann könnte es sein, dass du am Impostor Syndrom leidest. Dieses Phänomen (das sich vom englischen Wort für Betrüger ableitet) tritt über alle Altersgruppen hinweg auf und bedeutet, dass man mit der eigenen Leistung nie zufrieden ist.
Zweifel an den eigenen Fähigkeiten
Keine Sorge – du bist damit nicht alleine. Selbst Hollywoodgrößen wie Emma Watson und Jodie Foster (die ihren Oscar-Gewinn für einen Zufall hielt) leiden unter dem Gefühl ständiger Unzulänglichkeit. Auch Albert Einstein soll betroffen gewesen sein. Was alle eint: Sie halten sich – völlig zu Unrecht – für Hochstapler und glauben, ihr “Bluff” könne jederzeit auffliegen. Vielmehr sind sie davon überzeugt, ihre Erfolge durch Charme, durch Beziehungen oder einfach nur durch Glück erreicht zu haben, nicht aber durch ihre eigenen Fähigkeiten.
“Irgendwann fliege ich auf…”
Der Begriff “Impostor Syndrom” tauchte 1978 erstmals in der Literatur auf, entdeckt hatten den Psychoeffekt die Psychologinnen Pauline Clance und Suzanne Imes. Typische Gedankengänge sind “Es gab garantiert noch eine bessere Antwort”, “Gleich wird jeder merken, dass ich im Grunde keine Ahnung habe”, “Was mache ich hier eigentlich?”. Zwar spukt dergleichen fast allen von uns irgendwann im Kopf herum. Manifestiert sich jedoch das Gefühl von „Irgendwann fliege ich auf“, kann man von einem psychologischen Problem sprechen.
Ursprung in der Kindheit
Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Experten vermuten den Ursprung in der Kindheit. Kinder, deren Eltern ihnen nicht genug Selbstwert vermitteln konnten, entwickeln Versagensängste und spüren den Druck, Liebe und Anerkennung nur über Leistung erwerben zu können. Oder das Gegenteil ist der Fall: Kinder, denen vermittelt wurde, dass sie in allem gut sind und keinerlei Fehler machen, wurden nicht auf die reale Welt vorbereitet. Sie müssen zwangsläufig erkennen, dass auch sie scheitern und anderen unterliegen können. Darüber hinaus lassen sich bei allen Betroffenen drei typische Wahrnehmungsfehler erkennen: Eine überdimensionierte Vorstellung von Kompetenz, eine komplexe Meinung zu Erfolg und eine große Furcht vor negativer Kritik.
Stark gefährdet: Perfektionisten und Naturtalente
Besonders anfällig für das Impostor Syndrom sind High Achiever, also gut ausgebildete, intelligente und fleißige Menschen, die eigentlich von ihrer Leistungsfähigkeit überzeugt sein könnten. Je nachdem, wie die betroffene Person mit den inneren Zweifeln und der Angst, enttarnt zu werden, umgeht, lassen sich verschiedene “Impostor-Typen” ableiten:
- Manchen Menschen fällt es leicht, auch ohne größere Anstrengungen gute Noten oder berufliche Erfolge zu erzielen. Naturtalente, die es ohne harte Arbeit schaffen, zweifeln schnell daran, ob sie Anerkennung wirklich verdient haben oder ob sie wirklich gut genug für die aktuelle Position sind.
- Perfektionisten optimieren jedes Detail, lassen keine Fehler zu, geben immer 200 Prozent – und sind daher besonders anfällig für das Impostor Syndrom. Sie fürchten, jemand könnte hinter die perfekte Fassade blicken und ihre Hochstapelei erkennen.
- Menschen, die vom Impostor Syndrom betroffen und von Natur aus Einzelgänger sind, erledigen lieber alles alleine und lehnen Hilfe von Kommiliton/innen oder Kolleg/innen ab. Sie wollen mit allen Mitteln ihren Stellenwert demonstrieren und am Ende sich und anderen beweisen, was alles geleistet wurde.
- Fachliteratur, Messen, Vorträge: Menschen mit dem Impostor Syndrom entwickeln sich häufig zu regelrechten Experten auf ihrem Gebiet. Sie nutzen jede Möglichkeit zur Weiterbildung aus Angst, jemand könnte die eigene Unfähigkeit bemerken
- Bist du ein Arbeitstier, lernst bis spät in die Nacht und übernimmst freiwillig zusätzliche Aufgaben? Auch dann bist du anfällig für das Impostor Syndrom: Durch die zusätzliche und überdurchschnittliche Arbeitslast soll das eigene Gefühl der Unzulänglichkeit überspielt werden.
Mehr 70 Prozent aller Menschen sind mindestens einmal im Leben betroffen
Man kann daher schon fast von einem Massenphänomen sprechen. Wie verbreitet Selbstzweifel und (zu) hohe Ansprüche an das eigene Ich sind, zeigt auch eine aktuelle Umfrage auf unserem Instagram Kanal #ChanceStudium. Demnach glaubt ein Großteil der Teilnehmer/innen zwar schon, ihren Erfolg im Studium verdient zu haben – rund 90 Prozent gaben allerdings auch an, sehr hohe Ansprüche an sich selbst zu stellen. 80 Prozent möchten am liebsten alles alleine erledigen und können Aufgaben nur schwer abgeben. Und immerhin 76 Prozent sind davon überzeugt, dass ihre Kommiliton/innen im Grunde besser sind. Ein Großteil (78 Prozent) fürchtet sich außerdem davor, Fehler zu machen und vor Freunden und Dozent/innen bloßgestellt zu werden (70 Prozent).
„Diese Neigung zum ‚Verkopfen‘ ist keine Schwäche, sie ist ein wertvolles Talent. Und genau das kann man nutzen, um sich aus der negativen Spirale zu befreien.“
(Melody Wilding, Unternehmenscoach)
Was aber tun gegen die nagende Stimme im Inneren? US Unternehmenscoach Melody Wilding hat sich auf die Beratung von High Achievern spezialisiert und ist zur Expertin für das Impostor Syndrom geworden. Ihre Taktik lautet: Erkennen, benennen, umformulieren. Folgende Situation: Du musst ein Referat zu einem neuen Thema vor dem versammelten Kurs halten. Deine negativen Gedanken überschlagen sich. Mach dir diese zunächst bewusst und erkenne, dass du Panik schiebst. Benenne dann, was gerade passiert: Ich male schwarz! Ich generalisiere! Ich kann die Gedanken der anderen doch gar nicht lesen! Dann versuche, die Situation aus einer anderen Perspektive zu sehen: Was würde ich meiner besten Freundin raten, wenn sie sich solche Gedanken machen würde?
Reden hilft!
Sprich mit anderen über deine Gefühle und Bedenken. Es tut gut zu wissen, dass es fast jedem mal so geht. Ebenfalls wichtig: Lerne, Komplimente anzunehmen. Wir reden uns selbst gerne klein, wenn wir gelobt werden („War nur ein spontaner Gedanke“, „Ich hätte gerne noch mehr Zeit dafür gehabt“). Das macht anfällig für negative Gedankenspiralen. Also: Beim nächsten Mal einfach lächeln und Danke sagen. Den Selbstwert unterstützen kann auch das Führen eines Erfolgstagebuchs: Darin schreibst du jeden Tag kleine und große Erfolge, Komplimente und positives Feedback auf. Das hilft, sich durch die Augen der anderen und damit objektiver zu beurteilen. Und dient als kleines Mut-mach-Nachschlagewerk vor der nächsten brenzligen Situation.
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