Student:innen und Inflation: Warum Studentenwitze nicht mehr ziehen
3 Fragen an Anja Hofmann
Das Bafög ist gestiegen. Die Inflation auch. Die von der Coronakrise schon stark gebeutelte Studentengeneration schlittert in die nächste Krise. Anja Hofmann, Vorstandsmitglied der auf Studienfinanzierung spezialisierten Deutschen Bildung, beantwortet drei Fragen zur Lage der Student:innen.
Am Ende des Geldes ist noch so viel Monat übrig. Witzig?
Immer knapp bei Kasse zu sein und damit auch zu kokettieren, mag in vergangenen Tagen Teil eines studentischen Lebensgefühls gewesen sein. Doch für viele Student:innen war das Thema Geld bereits vor der Corona-Krise ein sehr existenzielles. Viele Student:innen fahren mit ihrem monatlichen Budget hart auf Kante, und da schlagen alltägliche Kostenerhöhungen gnadenlos zu. Momentan gilt fast jede:r dritte Student:in als arm. Armut lässt sich mit einer Immatrikulationsbescheinigung aber nicht per se leichter ertragen.
Werden Student:innen als Gruppe in der Gesellschaft zu wenig ernst genommen?
Viele gesellschaftliche Gruppen sind durch die steigenden Energiepreise und die Inflation hart getroffen. Student:innen gehören dazu, wenn auch meist vorübergehend, eben für die Zeit des Studiums. Mit ihrem Abschluss werden sie die Chance haben, sich später sicherer aufzustellen, doch bis dahin ist es ein Weg. Wenn das Geld von vielen Student:innen noch nicht einmal mehr für das Essen in der Mensa oder die Packung Nudeln im Supermarkt reicht, sind Studienabbrüche vorprogrammiert.
Und ja, Student:innen werden viel zu wenig ernst genommen – gerade diejenigen, für die Studienfinanzierung eine existenzielle Rolle spielt. Das mag daran liegen, dass viele Entscheider:innen und Meinungsmacher:innen in unserer Gesellschaft keine Geldprobleme haben und ihre eigenen Kinder frei von Geldsorgen ein Studium finanzieren können. Vielleicht liegt es auch an falsch-romantischen Vorstellungen vom „lustigen Studentenleben mit wenig Geld“. Doch das geht völlig an der Realität sehr vieler Student:innen vorbei.
Student:innen haben generell wenig politische Lobby. Das haben wir während der Corona-Krise schon beobachten können.
Was hat das mit Gerechtigkeit zu tun?
Leider hatte Studieren schon immer etwas mit Gerechtigkeit zu tun oder besser gesagt: einem Mangel daran. Die finanzielle Herkunft bestimmt die Frage, ob ein Studium überhaupt aufgenommen wird und wie erfolgreich und in welcher Zeit es absolviert wird. Auch die Entscheidung für einen Auslandsaufenthalt steht und fällt mit der finanziellen Unterstützung von zuhause. Weitere finanzielle Komplikationen sind für viele Student:innen und Studienanfänger:innen in spe nicht mehr drin. Zynischerweise läuft das völlig konträr zum händeringenden Bedarf an Nachwuchskräften, die jetzt und in Zukunft eine Menge Herausforderungen zu lösen haben. Das geht nur mit Know-how aus allen Bereichen und einem ausreichenden Anteil auch hochqualifizierter Absolvent:innen. Als Gesellschaft müssen wir jetzt wachsam bleiben und alles dafür tun, Bildung so hürdenfrei wie möglich zu ermöglichen – auch und erst recht in schwierigen Zeiten.
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